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Unterschiede, die herausfordern

Unterschiede, die herausfordern

Wie können wir mit Unterschieden in der Beziehung umgehen?

“Gegensätze ziehen sich an!” – doch was, wenn diese Unterschiede im Laufe der Beziehung zu immer wiederkehrenden Streitpunkten werden? Der folgende Text mit der Bitte um Rat wurde eingereicht über meinen Newsletter-Kummerkasten, aber ich bin sicher, dass der Umgang mit Unterschieden ein Thema in sehr vielen Beziehungen ist. Lass dich inspirieren von den praktischen Impulsen und Ideen, um erneut eine Brücke zwischen euch zu bauen, wenn die Lücke zwischen euren Positionen groß geworden ist. Und falls du dein eigenes Thema einreichen möchtest, abonniere gerne meinen Newsletter für alle Infos. 🙂

HIntergrundfoto: viele Papierflieger in weiß. ein roter, der in eine andere Richtung zeigt

Liebe Nadine,

mein Mann und ich (eine Tochter, 6 Jahre) haben das Problem, dass wir prinzipiell unterschiedlich risikobereit sind. Ich bin deutlich vorsichtiger und nehme im Zweifel kleine, aber dafür bekannte Nachteile in Kauf, während er lieber ein Risiko eingeht. Wenn alles gut geht, hat er die bessere Wahl getroffen. Geht es aber schief, ist manchmal nicht einmal klar, welche Nachteile dadurch auf uns zukommen.

Wir sind mittlerweile schon so genervt von unserer Unvorsicht bzw Übervorsicht, dass wir uns manchmal schon streiten, bevor eine Person alle Informationen erhalten hat. Statt erst einmal nachzufragen und sich ein komplettes Bild zu machen, nörgeln wir los und stellen eine Entscheidung des anderen in Frage, die wir genauso oder zumindest ähnlich getroffen hätten, wenn wir nur abgewartet hätten, bis der jeweils andere uns alle Informationen gegeben hat. Und kommen Rückfragen, nehmen wir diese oft schon als Kritik wahr, bevor sie überhaupt kritisch gemeint sind.

Was schlägst du vor?

Hej 🙂

Ich kann sehen, dass diese Unterschiedlichkeit zwischen euch nicht selten zu Konflikten führt – die sich mittlerweile ganz schön verselbstständigen.

Zu allererst: ihr seid damit nicht allein. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“. Wenn wir neue Menschen kennenlernen und offen sind für Partnerschaften, finden wir gegensätzliche Eigenschaften oft einfach sehr anziehend.

Nadine lächelt in die Kamera und sitzt mit einem Stift vor einem Notizbuch

Erinnert euch an das Gute im Anfang

Und das zu Recht! Schließlich gibt es da jemanden, der etwas Neues mitbringt. Etwas, das in unserem Leben bisher vielleicht eher unterrepräsentiert ist. In eurem Fall hast du jemanden gefunden, der eine gewisse Risikofreude mit in dein Leben gebracht hat. Vielleicht kannst du dich sogar an schöne Situationen und Momente erinnern, die du sonst, ohne diesen Menschen an deiner Seite, nicht erlebt hättest? Andersherum hast auch du sein Leben bereichert – Besonnenheit und Abwägen können manchen huckeligen Ritt vermeiden, den man sonst hätte aussitzen müssen. Zeit also, einander (wieder) für das wertzuschätzen, was ihr euch an neuen Qualitäten mitgebracht habt und weiterhin mitbringt!

Macht euch bewusst: ihr wollt beide das Beste für euer Kind

Aber (beziehungsweise, „gleichzeitig“): Du schreibst mir ja nicht, weil euch dieser Unterschied so harmonisch bereichert und ihr rundherum happy damit seid. Im Gegenteil: Das, was durchaus positive Seiten hat (und vor allem zu Beginn auch sehr für Nähe und Bindung gesorgt hat), wird im gemeinsamen Alltag zum Problem. Vor allem, weil die Auswirkungen eurer Entscheidungen nun auch ein Kind betreffen, für das ihr beide das Beste wollt.

Eine erste Beruhigung für eure sich verselbstständigende Dynamik kann es sein, euch noch einmal bewusst vor Augen zu führen: Ihr wollt beide das Beste für euer Kind. Ihr seid nur unterschiedlicher Ansicht, was dieses Beste ist.

Ihr habt ein Problem - keiner von euch *ist* das Problem

Gerade bei so grundlegenden Charakterunterschieden fängt man leicht an, gegeneinander zu streiten. Darum zu ringen, wer Recht hat, wer „vernünftiger“ ist oder wer am Ende tatsächlich das Bessere für das Kind erwirkt mit seiner Art, Entscheidungen zu treffen. Zudem streitet ihr verzweifelt um das Bedürfnis, vom anderen gesehen und angenommen zu werden, so, wie ihr seid. Dabei sitzt ihr im selben Boot! Euch das wieder bewusst zu machen, ist ein ganz wichtiger Schritt.

Mein Vorschlag für ein konkretes Vorgehen: spiegelt im Konfliktfall einfach mal den genannten Grund, aber auch das ungesagte Bedürfnis des anderen, das ihr vermutet. Versetzt euch hinein, warum eure Partnerperson wohl diesen oder jenen Lösungsvorschlag macht. „Dir ist es wichtig, dass das Kind eine Mütze aufsetzt, weil du dich sorgst, dass er sonst krank wird, oder?“. „Ja, genau. Und du möchtest ihn gerne ohne Mütze gehen lassen, weil es dir wichtig ist, dass er selbst bestimmen darf, was er braucht, stimmt’s?“. „Ja, das ist richtig.“

finger mit anker halten sich

Schafft Momente der Verbundenheit

Was dann passiert? Ihr beide habt die Chance, euch gesehen zu fühlen und euren Punkt zu machen. Wenn es euch dann gelingt, die Sache mit Humor zu nehmen („Na, da sind wir uns ja einig, dass wir uns hier nicht einig sind ;)“), verschafft ihr euch eine Atempause und kreiert einen Moment der Verbundenheit. Wie die Entscheidung dann ausfällt, müsst ihr im Einzelfall sehen. Zur Not (bei Kleinigkeiten) klärt ihr das eben ganz standesgemäß mit einer Partie „Schere, Stein, Papier“ ^^. Und der Umgang mit größeren Entscheidungen wird zumindest ein Stück leichter, wenn ihr euch beide gesehen fühlt in eurem Wunsch, das Beste für euer Kind zu erreichen und so von der Team-Ebene aus agieren könnt.  

Das ist aus meiner Perspektive der erste Schritt, den ihr gehen könntet. Die verfahrene Dynamik mit Blick für den anderen und einer Portion Humor langsam wieder flexibel und weich machen und dafür sorgen, dass ihr das Gegeneinander verlasst und wieder in einem „wir wollen das Gleiche, auch wenn wir uns nicht einig sind“ – Teamgefühl ankommt. 

Dafür wünsche ich euch alles Gute und viel Schwung!  Eure Nadine

Der Zucker & Gold Kummerkasten ist ein Angebot für die Abonnent*innen von meinem Newsletter. In regelmäßigen Abständen beantworte ich da die Fragen von Menschen, die einen Rat für ihre aktuelle Beziehungsbaustelle möchten. Hin und wieder findet einer dieser Briefe auch seinen Weg auf den Blog, aber wenn du regelmäßige Impulse von mir lesen oder vielleicht sogar dein eigenes Thema einreichen möchtest, dann komm rüber in den Zucker & Gold Newsletter-Verteiler. Ich freue mich auf dich! : )

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