„Nicht nach Mitternacht füttern“ – welche Tipps stehen auf deiner Pflegeanleitung?
Sie sind klein, flauschig und ganz schön niedlich – bis man sie nach Mitternacht füttert oder sie nass werden lässt: die Mogwai. Diese pelzigen Kreaturen aus dem Film „Gremlins – kleine Monster“ verwandeln sich bei einem dieser Pflegefehler in fiese und zerstörungswütige Gremlins.
Ich würde jetzt nicht behaupten, dass Essen nach Mitternacht mich massiv in meiner Ausgeglichenheit beeinträchtigt (unfreiwillig nass werden schon eher). Aber es gibt auch bei uns Nicht-Mogwais Dinge, die uns ziemlich deutlich aus dem Wohlfühlselbst herauskatapultieren. Es lohnt sich also, mal einen genaueren Blick darauf zu werfen, was eigentlich unsere ganz individuellen und idealen „Pflege- und Haltungsbedingungen“ sind.
Eigentlich eine friedliche und freundliche Kreatur, die falsch behandelt nicht mehr sie selbst, gereizt oder traurig ist – so sind wir Menschen. Es gibt Dinge, die bringen uns auf die Palme oder dolle aus dem Gleichgewicht. Andere Dinge sind uns so wichtig, dass wir uns gestresst fühlen, wenn sie nicht (wie gewünscht) stattfinden. Und auch, wenn wir in vielen Fällen gar keine Erklärung dafür haben, warum diese – oft – Kleinigkeiten so viel Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen… sie tun es.
Überträgt man diese Erkenntnis auf unsere Partnerschaften, wird klar, dass es von deutlicher Wichtigkeit ist, wenn unsere Partnerperson um diese vermeintlichen Kleinigkeiten weiß. Schließlich leben wir in vielen Fällen zusammen und teilen eine große Zahl unserer wachen Lebensstunden miteinander. Umso entscheidender also, dass wir diese Zeit in einer Umgebung und mit Menschen verbringen, in der und bei denen wir uns „artgerecht“ aufgehoben fühlen.
Die große Herausforderung: viele wissen einfach gar nicht, was diese Dinge sind. Geschweige denn, dass sie ihre Partnerperson darüber im Gespräch aufklären könnten. Eine Erklärung für diesen unpraktischen Umstand kann sein, dass wir ein belastetes Verhältnis zu unseren eigenen Schräg- und Schrulligkeiten haben und von dem Gefühl geprägt sind, so, wie wir sind, dürften wir nicht sein.
Ein weiterer Grund ist aber vielleicht auch die Tatsache, dass wir alle einfach sehr davon ausgehen, dass andere die Welt genauso wahrnehmen wie wir. „Das weiß man doch“, sagen wir oft. Und meinen „für MICH ist das so klar, das sollte doch für alle anderen genauso selbstverständlich sein“. Ist es aber nicht. Wirklich nicht.
So kann es sich bei den Eckpfeilern deines artgerechten Daseins auch um Dinge handeln, die für andere gar keine große Bedeutung haben oder keine besondere Schwierigkeit darstellen – für dich aber schon. Und andersherum. Denk doch mal drüber nach, welche Kleinigkeit dir einfällt, von der du weißt, dass sie anderen nicht so wichtig ist – dich aber instant glücklich macht 🙂
Wenn wir um diese Dinge wissen und darüber mit unserem Herzmenschen sprechen, ergibt sich oft ein ganz einzigartiger Ablauf von Gewohnheiten und Gepflogenheiten. Und auch in Beziehungen, in denen nicht explizit darüber gesprochen wird, entstehen diese kleinen Rituale – aber vielleicht nicht in dem Maß und dem Umfang, in dem es sein könnte und in dem es das Wohlbefinden der Beteiligten massiv stärkt.
Wenn du jetzt denkst, „ja, Nadine, schön und gut – aber wie kriege ich denn raus, was ich für mein artgerechtes Dasein brauche?“, dann kannst du dir gerne mal die folgenden Fragen stellen. Vielleicht findest du ja die ein oder andere neue Erkenntnis!
Drei Fragen, die dich deiner individuellen Pflegeanleitung näher bringen können
1. Was könntest du eigentlich selbst tun, aber findest es schöner, wenn andere es für dich machen?
Bei uns ist es zum Beispiel so, dass die Herzfrau eine ausgeprägte Leidenschaft und viel Talent für alle Küchensachen mitbringt. Backen, Kochen, Ernährungsthemen – alles fällt ihr leicht und macht ihr Freude. Nur ihr Frühstück am Vorabend vorzubereiten – das macht sie überhaupt nicht gern. Also macht es einer von uns. Und glaub‘ mir, es ist überhaupt nicht kompliziert. Aber die Herzfrau kann jeden Morgen den Kühlschrank öffnen und jemand hat ihr Lieblingsfrühstück reingezaubert 🙂
Dinge, die du für dich selbst tun könntest, aber die andere für dich tun, sind quasi die Streicheleinheiten in deinem artgerechten Haltungsplan. Es ist nicht unbedingt nötig, du hast im übertragenen Sinne Futter, Wasser und hoffentlich genug Auslauf, aber es tut einfach so richtig gut. Sei also mal aufmerksam für diese Dinge und schau, dass du sie ins Gespräch mit deiner Partnerperson nimmst. Vielleicht könnt ihr euch ja gegenseitig mit diesen Kleinigkeiten Freude machen?
2. Welche Routinen und Reihenfolgen hast du, die von denen der anderen abweichen?
Zu Beginn, als wir gerade angefangen haben, zusammen zu wohnen, sind wir über unerwartet große Schwierigkeiten gestoßen, was die gemeinsame Erledigung von Hausarbeit ging. Jetzt, vier Jahre später und mit etwas mehr Wissen übereinander, ist klar: das kann unabgesprochen gar nicht klappen! 😉 Die Herzmenschen sind Eins-nach-dem-Anderen-Erlediger*innen. Ich hingegen fange an einer Ecke an und arbeite mich dann einfach mit den auftauchenden Aufgaben vorwärts (oder auch mal seitwärts und im Kreis). In der Konsequenz haben sie nicht verstanden, warum „hier immer noch was angefangen“ ist – und ich nicht, warum wir nicht mal eben schnell gemeinsam die Truhe zur Seite rücken können. Den Abwasch kann man doch mal eben unterbrechen… ^^
Die eigenen Routinen und Reihenfolgen zu kennen, heißt nicht, dass man das immer und zu jeder Zeit so um- und durchsetzen muss. Aber es ist unglaublich hilfreich zu wissen, wie der*die andere tickt. Und darauf Rücksicht zu nehmen, wo es geht. Im Übrigen hat es mir auch beigebracht, dass ich mit zwei kleinen Kindern nicht mehr „mal eben“ anfangen kann, aufzuräumen. Ich versuche mir mehr die beiden Herzmenschen zum Vorbild zu nehmen und eine Aufgabe nach der anderen anzugehen- und auch abzuschließen. Auch, wenn das nicht meiner individuellen Haltungsbedingung im besten Fall entspricht, entlastet es unseren und meinen Alltag, wenn ich mich da bei Bedarf anpasse. Und ich weiß auch, was ich brauche und wie ich vorgehen mag, wenn ich den Raum dazu habe.
3. Was brauchst du zum Glücklichsein? Und wie viel davon?
Auch ein learning aus meiner eigenen Beziehung: Menschen brauchen – Überraschung! – unterschiedliche Dinge. Was so banal klingt, ist doch immer wieder etwas, das man vergisst, wenn es um die Gestaltung von Alltagsroutinen und Lebensabläufen geht. Ich habe lange darauf gewartet, dass sich trubelige Zeiten hier legen, damit wir mal wieder mehr Menschen einladen können. Klar, wenn eine Krisensituation die nächste jagt, ständig ein Kind krank ist und wir aus unterschiedlichen Gründen Stress haben, ist nicht der Moment, um jede Woche drei Leute einzuladen.
Als es aber einfach nicht ruhiger wurde (stellt sich raus: mit Kindern ist immer irgendwas^^), habe ich mein Anliegen und meine Menschensehnsucht nochmal ins Gespräch gebracht. Und es stellte sich heraus: ich bin die Einzige, die das (so) braucht. Die anderen beiden haben gar nicht so sehr das Bedürfnis, Menschen einzuladen oder auszugehen. Ganz ehrlich? Das war bis dahin einfach außerhalb meines Vorstellungsraums. Vielleicht schüttelst du gerade amüsiert den Kopf, weil du die beiden gut verstehen kannst und dich über meine Verwunderung wunderst – das tue ich im Nachhinein ehrlich gesagt auch! 😉
Aber das ist genau der Punkt, den ich weiter oben meine: andere Menschen sehen die Welt einfach auf eine andere Weise als wir. Wir haben für uns jetzt die Lösung gefunden, dass ich mich auf jeden Fall an einem festen Abend die Woche verabrede und so meine außerfamiliären Sozialtanks auffülle. Das ist so unglaublich erfüllend und bereichernd in Hinblick auf mein Gefühl des Gutgepflegtseins und tut damit uns allen gut.
Wie ist es bei dir? Was brauchst du für dein Seelenheil, was deiner Partnerperson liebevoll gemeint ziemlich latte ist? Und was ist es, was deine Partnerperson braucht? Tauscht euch darüber doch mal aus- vielleicht erfahrt ihr ja ähnliche Überraschungen wie ich.
Auch, wenn die Idee einer artgerechten Haltung und einer spezifischen Pflegeanleitung mit einem Augenzwinkern versehen ist, ist der Kern doch ziemlich relevant: je mehr du darüber weißt, was du brauchst, damit du wachsen, blühen und gedeihen kannst, desto mehr könnt ihr davon in eurer Beziehung verankern. Und umso glücklicher und entspannter kann es euch gehen.
Nimm also die Idee gerne mal ein bisschen an die Hand und geht ein Stück zusammen. Und wenn du auch mit mir ein Stückchen gehen magst, abonniere doch gerne meine Zucker&Gold-Post. Ich würde mich freuen 🙂